Eröffnungsimpuls
Katie Hawthorne: Power Struggles – Digitality and Staging Resistance
Digitale Technologien haben radikale Akte des politischen Widerstands, des Gedenkens und der Darstellung unterstützt. Gleichzeitig werden viele dieser Technologien für systemische Gewalt, historische Auslöschung und die Überwachung der Redefreiheit eingesetzt. Im Theater können uns digitale Technologien innovative Möglichkeiten bieten, die Vergangenheit wieder aufleben zu lassen, die Gegenwart neu zu gestalten und unterrepräsentierte Stimmen und Perspektiven zu verstärken – aber wie können wir auch die Gewalt in der digitalen Landschaft herausfordern und uns ihr widersetzen, die Übernahme von gewalttätigen Machtstrukturen und Vorurteilen vermeiden und kritisch über die militärischen Verbindungen vieler Mainstream-Technologien nachdenken?
Digital technologies have underpinned radical acts of political resistance, remembrance, and representation. At the same time, many of these technologies are utilised for systemic violence, historical erasure, and the policing of free speech. In the theatre, digital technologies can offer us innovative ways to revisit the past, to reimagine the present, and to amplify under-represented voices and perspectives – but how can we also challenge and resist violence in the digital landscape, avoid inheriting violent power structures and biases, and think critically about the military connections of many mainstream technologies?
Tischgespräche
Nico Parisius: Memory of Things – Theater Oberhausen 33 bis 45
„Memory_of_things“ ist eine begehbare Installation, bei der das Publikum in einem Raum Objekte erkundet, die mit historischen Fragmenten verbunden sind. Diese Objekte sind mit Sensoren ausgestattet und können Interaktionen registrieren und Licht, Video und Ton auslösen. Die Idee ist, eine „Performance der Dinge“ zu schaffen, die Geschichten über Zeiten erzählt, in denen es keine Menschen mehr gibt und nur noch Objekte die letzten Zeugen sind. Für das Theater Oberhausen entsteht eine Version, die sich mit der Geschichte des Theaters in den Jahren 1933 und 1945 anhand von Objekten und ihrer Provenienz exemplarisch auseinandersetzt.
Fabian Raith: Digitale Erinnerungskultur im Stadtraum
Fabian Raith hat sich in unterschiedlichen Formaten, in AR-Walks und Hörspielen, mit Denkmälern im Stadtraum auseinandergesetzt und Formen des interaktiven digitalen Erinnerns erforscht. Dabei geht es um die Sichtbarmachung von geschichtlichen Verdrängungsprozessen und Lücken der Erinnerungskultur, Fragen nach dynamischen Formen des Denkmals jenseits von Monumenten und Aushandlung. Zwischen öffentlichen Erinnerungsorten, digitalen Denkmälern und Begegnungen mit Passanten wird in diesen Arbeiten greifbar, wie sich der Blick in die Zukunft und der Blick in die Vergangenheit gegenseitig beeinflussen.
Yves Regenass: Flood the Zone with Love – Bots für schwierige Zeiten?
Was wäre, wenn dein Internet nicht mehr full of shit wäre, sondern ein Safe Space. Ein Ort, an dem du dich ungestört der Weltverbesserung widmen kannst. Eine trollfreie Zone, in der du postest, was dir auf der Zunge und am Herzen liegt. No more shitstorms – just freedom. Im Rahmen des PAD-Festivals in Wiesbaden fand vom 26. – 27.10.2024 ein zweitägiger Hackathon statt, der die Konzeption und Entwicklung Bot-basierter Antworten auf gesellschaftliche Probleme zum Ziel hatte. Wie können wir Technologie und Digitalität nutzen, um die Gesellschaft zu demokratisieren und wo lauern versteckte, strukturelle Gefahren?
Jana Kerima Stolzer & Lex Rütten: We grow, grow and grow, we‘re gonna be alright and this is our show
In den Arbeiten von Jana Kerima Stolzer & Lex Rütten geht es um einen Perspektivwechsel: Erdgeschichte erzählt aus der Perspektive nicht-menschlicher Organismen. Ausgangspunkt der multimedialen Arbeit „We grow, grow and grow, we‘re gonna be alright and this is our show“ war eine Recherche des Duos in seiner unmittelbaren Umgebung, dem Ruhrgebiet, das durch Bergbau und Industrialisierung stark vom Menschen geprägt ist. Sie spekulieren über bestehende und zukünftige symbiotische Beziehungen zwischen Mikroorganismen, Pflanzen, Tieren, Bakterien, Pilzen und technischen Objekten und denken über innovative Zyklen und Allianzen in der Natur im Zeitalter des Anthropozäns nach.
In Kooperation mit der Akademie für Digitalität und Theater.