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programm
11:00–13:00 Staatstheater Nürnberg/Foyer 3. Etage
Einführungsimpuls und parallele Tischgespräche

Fellows der Akademie für Digitalität und Theater präsentieren in Tischgesprächen digitale Arbeiten zum Thema Erinnern. Katie Hawthorne beleuchtet zuvor, wie digitale Technologien Gedenken fördern, aber auch historische Auslöschung bewirken können. Mit Katie Hawthorne (Eröffnungsimpuls), Nico Parisius, Lex Rütten & Jana Kerima Stolzer, Yves Regenass, Fabian Raith

Erinnerungskulturen und Bühnen des Widerstands im digitalen Raum

Eröffnungsimpuls
Katie Hawthorne: Power Struggles – Digitality and Staging Resistance

Digitale Technologien haben radikale Akte des politischen Widerstands, des Gedenkens und der Darstellung unterstützt. Gleichzeitig werden viele dieser Technologien für systemische Gewalt, historische Auslöschung und die Überwachung der Redefreiheit eingesetzt. Im Theater können uns digitale Technologien innovative Möglichkeiten bieten, die Vergangenheit wieder aufleben zu lassen, die Gegenwart neu zu gestalten und unterrepräsentierte Stimmen und Perspektiven zu verstärken – aber wie können wir auch die Gewalt in der digitalen Landschaft herausfordern und uns ihr widersetzen, die Übernahme von gewalttätigen Machtstrukturen und Vorurteilen vermeiden und kritisch über die militärischen Verbindungen vieler Mainstream-Technologien nachdenken?

Digital technologies have underpinned radical acts of political resistance, remembrance, and representation. At the same time, many of these technologies are utilised for systemic violence, historical erasure, and the policing of free speech. In the theatre, digital technologies can offer us innovative ways to revisit the past, to reimagine the present, and to amplify under-represented voices and perspectives – but how can we also challenge and resist violence in the digital landscape, avoid inheriting violent power structures and biases, and think critically about the military connections of many mainstream technologies?

Tischgespräche
Nico Parisius: Memory of Things – Theater Oberhausen 33 bis 45

„Memory_of_things“ ist eine begehbare Installation, bei der das Publikum in einem Raum Objekte erkundet, die mit historischen Fragmenten verbunden sind. Diese Objekte sind mit Sensoren ausgestattet und können Interaktionen registrieren und Licht, Video und Ton auslösen. Die Idee ist, eine „Performance der Dinge“ zu schaffen, die Geschichten über Zeiten erzählt, in denen es keine Menschen mehr gibt und nur noch Objekte die letzten Zeugen sind. Für das Theater Oberhausen entsteht eine Version, die sich mit der Geschichte des Theaters in den Jahren 1933 und 1945 anhand von Objekten und ihrer Provenienz exemplarisch auseinandersetzt.

Fabian Raith: Digitale Erinnerungskultur im Stadtraum

Fabian Raith hat sich in unterschiedlichen Formaten, in AR-Walks und Hörspielen, mit Denkmälern im Stadtraum auseinandergesetzt und Formen des interaktiven digitalen Erinnerns erforscht. Dabei geht es um die Sichtbarmachung von geschichtlichen Verdrängungsprozessen und Lücken der Erinnerungskultur, Fragen nach dynamischen Formen des Denkmals jenseits von Monumenten und Aushandlung. Zwischen öffentlichen Erinnerungsorten, digitalen Denkmälern und Begegnungen mit Passanten wird in diesen Arbeiten greifbar, wie sich der Blick in die Zukunft und der Blick in die Vergangenheit gegenseitig beeinflussen.

Yves Regenass: Flood the Zone with Love – Bots für schwierige Zeiten?

Was wäre, wenn dein Internet nicht mehr full of shit wäre, sondern ein Safe Space. Ein Ort, an dem du dich ungestört der Weltverbesserung widmen kannst. Eine trollfreie Zone, in der du postest, was dir auf der Zunge und am Herzen liegt. No more shitstorms – just freedom. Im Rahmen des PAD-Festivals in Wiesbaden fand vom 26. – 27.10.2024 ein zweitägiger Hackathon statt, der die Konzeption und Entwicklung Bot-basierter Antworten auf gesellschaftliche Probleme zum Ziel hatte. Wie können wir Technologie und Digitalität nutzen, um die Gesellschaft zu demokratisieren und wo lauern versteckte, strukturelle Gefahren?

Jana Kerima Stolzer & Lex Rütten: We grow, grow and grow, we‘re gonna be alright and this is our show

In den Arbeiten von Jana Kerima Stolzer & Lex Rütten geht es um einen Perspektivwechsel: Erdgeschichte erzählt aus der Perspektive nicht-menschlicher Organismen. Ausgangspunkt der multimedialen Arbeit „We grow, grow and grow, we‘re gonna be alright and this is our show“ war eine Recherche des Duos in seiner unmittelbaren Umgebung, dem Ruhrgebiet, das durch Bergbau und Industrialisierung stark vom Menschen geprägt ist. Sie spekulieren über bestehende und zukünftige symbiotische Beziehungen zwischen Mikroorganismen, Pflanzen, Tieren, Bakterien, Pilzen und technischen Objekten und denken über innovative Zyklen und Allianzen in der Natur im Zeitalter des Anthropozäns nach.

In Kooperation mit der Akademie für Digitalität und Theater.

© Matthew Wilson

Dr. Katie Hawthorne ist Theaterwissenschaftlerin mit dem Schwerpunkt digitale und neue Technologien. Sie ist Mitarbeiterin der Akademie für Digitalität und Theater Dortmund, wo sie an der Dokumentation künstlerisch-technischer Forschung arbeitet. In ihrer Doktorarbeit (University of Edinburgh, 2022) untersuchte sie die Entwicklung von „Liveness“ in Theater und den performativen Künsten. Sie ist Autorin der ersten europaweiten Studie zu digitalem Theater: Digital Strategies and Business Models in European Theatre (European Theatre Convention, 2023). Ihre erste Monografie „Dramaturgien der Lebendigkeit: Staging Emerging Technologies“ wird 2026 veröffentlicht.

Dr. Katie Hawthorne is a theatre researcher specialising in digital and emerging technologies, and a member of staff at the Academy for Theatre and Digitality, where she works on the documentation of artistic-technical research. Her doctoral thesis (University of Edinburgh, 2022) explored the evolution of ‚liveness‘ in theatre and performance, and she is the author of the first cross-European study Digital Theatre: Digital Strategies and Business Models in European Theatre (European Theatre Convention, 2023). Her first monograph, Dramaturgies of Liveness: Staging Emerging Technologies will be published in 2026.

Lena Wimmer

Nico Parisius ist Theatermacher, Videokünstler und Creative Coder. Nach seinem Studium an der HfS „Ernst Busch“ Berlin, Abteilung Puppenspielkunst war er bis 2020 Ensemblemitglied am Puppentheater Halle. In dieser Zeit war er Teil verschiedener internationaler Kooperationen wie mit der Handspring Puppet Company und der Regisseurin Robyn Orlin oder der Marc Sinan Company. 2021 war er Stipendiat an der Akademie für Theater und Digitalität in Dortmund. In seiner Arbeit verbindet er seine Erfahrung als Performer mit seinem Interesse an Programmierung, Animation und Echtzeitvideo.

Marcel Wogram All photos (c) Marcel Wogram 2023

Fabian Raith, geboren in Regensburg. Studium im Osten (Erfurt), Frankfurt (Ost) und noch weiter Ost (Istanbul). Masterarbeit über Migrationsdiskurse im deutschen Pop, anschließend bis 2020 Studium des (damals noch neuen) MA Spiel und Objekt an der HfS Ernst Busch. Abschluss mit einem (AR-)Walk zu (ost-)deutscher Erinnerungskultur. Schwerpunkt auf Installationen (begehbar), ortsspezifischen Arbeiten und Konstellationen, die menschliche und nicht-menschliche Akteure (Aktanten, Kritter, AI) in Austausch bringen. Zuletzt Hörspiel für DLF Kultur und an der Akademie für Theater und Digitalität.

Livia Mauerhofer

Yves Regenass arbeitet als Theaterschaffender, digitaler Dramaturg, Dozent und Kurator. Er ist Mitbegründer des Medien-Theater-Kollektiv machina eX und war 2021-2022 im Rahmen eines Transformationsprojektes als Digitaldramaturg am Theater Chur (CH) tätig. Yves Regenass ist Alumnus des Creative Climate Leadership Programms und forscht gegenwärtig als Mitglied des metaLAB@Basel an einer transkontinentalen Gametheater-Produktion zu den Themen Net Zero und Climate Justice.

Tien Duc Pham

Jana Kerima Stolzer ist freischaffende Medienkünstlerin. Nach ihrem Studium der Fotografie an der Folkwang Universität Essen absolvierte sie als Meisterschülerin der Kunstakademie Münster bei Aernout Mik. Lex Rütten ist freischaffender Medienkünstler. Er studierte an den Kunstakademien Münster und Düsseldorf, wo er nach erfolgreichem Abschluss seines Examens, Meisterschüler bei Dominique Gonzalez-Foerster wurde. Beide widmen sich außerdem kuratorischen Projekten, so unter anderem für das NEXT LEVEL Festival sowie für Urbane Künste Ruhr. Gemeinsam erhielten sie ein Fellowship an der Akademie für Theater und Digitalität, woraufhin nationale und internationale Einzelausstellungen folgten.

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